Erstens kommt es anders…

Anreise am Freitag, kein Zimmer mehr bekommen, im Auto geschlafen. Unter normalen Umständen ist der Tag für mich dann gelaufen. Ich hab’s schon gerne etwas gemütlicher. Eine Tasse Kaffee und ein Brot (Danke, Anke B.) mussten reichen und ab ging’s nach der Begrüßung zur ersten Aufgabe. Für die zweite Gruppe bei den Open war das die

Aufgabe 5 (Thomas Bouy)

Eine Markierung und ein beschossenes Blind innerhalb eines nach hinten offenen Zaunes sollten aus einer Wiese mit hohem Bewuchs apportiert werden.

Auf einem Weg ca. 2m oberhalb des Wiesengeländes geht es ca. 40m über eine gemähte Wiese bis zu dem berühmt-berüchtigten Gouden Jachthoorn-Zaun von ca. 1m Höhe, der im vorderen Teil zum Teil so bewachsen ist, dass er nicht unbedingt als Zaun erkennbar ist. Folge davon, unerfahrene Hunde krachen zum Teil heftig in die Maschen. Athos musste das im letzten Jahr auch schmerzlich erfahren. In diesem Jahr habe ich mit ihm den Zaun genau inspiziert und dann ein Dummy ins hohe Gras geworfen. Er hat auf dem Hin-und Rückweg jeweils den richtigen Absprung erwischt. Nicht so in der Prüfung…
Nach der Freigabe soll zuerst die Markierung geholt werden, die vom Anfang des Zaunes etwa 20-25 m ins hohe Gras geworfen wird; Richtung 2 Uhr. Die „elegante“ Lösung sieht so aus, dass der Hund auf einer geraden Linie zum Stück kommen soll und das wäre über den Zaun; Rückkehr natürlich auf dem gleichen Weg. Ähnlich sieht es bei dem beschossenen Blind auf 11 Uhr aus, dass direkt am Zaun auf der Innenseite liegt. Idealerweise sollten die Hunde also 4x über den Zaun springen. Der Punkteabzug war aber moderat, wenn die Hunde gut auf die Stücke einzuweisen waren, den Anweisungen der HF also konsequent Folge leisteten. Bei den ersten 3 Startern in unserer Gruppe war das nicht der Fall und der Richter ließ die Hunde anleinen. 3 Starts, 3x Null ; da kommen ungute Gedanken auf. Im Vertrauen auf die Führigkeit schicke ich Athos auf die Stücke und er hat bei beiden Apporten den Zaun ignoriert, ließ sich aber anschließend gut dirigieren. Wie man die Aufgabe richtig angeht, haben auch einige Hunde demonstriert, wie u.a. anderem der spätere Sieger Frederic Schulz mit Jester. Eine kostenlose Lerneinheit für die anderen Teilnehmer.

Zichem Jester

                             Jester auf dem Hinweg

Zichem Jester Rueckweg

                           … und auf dem Rückweg

 

Aufgabe 1 (Pauliina Ahola)

Das Team schaut von einem erhöhten Standort in Richtung 12 Uhr; es fällt eine Markierung direkt an die jenseitige Uferzone. Vom Standort aus sind es etwa 20-25 m, dazu die Breite des Teiches von ca. 15 m. Teichgewächse und das laute Gequake der Frösche sind unbedeutende „Verleitungen“. Die gerade Linie zum Mark , also durch das Wasser, wird ebenso gerne gesehen, wie der Rückweg auf der gleichen Linie. Nach erfolgtem Retrieve soll der Hund auf ein Blind eingewiesen werden, das ca. 60 m entfernt auf 3 Uhr liegt.

Diese Aufgaben stellten keine großen Anforderungen an die Hunde, außer dass das Gelände wg. Totholz, Morast und Brennesseln deren Körperhärte „abfragte“.

 

Aufgabe 2 (Miso Sipola)

Das Gespann steht am Ufer eines kleines Teiches mit Blick auf die gegenüberliegende Uferzone mit Schilfbewuchs; Entfernung ca. 20 m. In dieses Gebiet fällt eine Markierung, die recht gut zu sehen ist. Nach erfolgtem Apport werden die Hunde über diese Fallstelle hinweg in ein Gebiet geschickt, in dem ein Blind liegt.

Beim nebenstehenden Bild sieht man Athos an der Markierung vorbeischwimmen und nach 
meinem Stoppfiff kehrt er zurück und nimmt auf. (Danke an den Fotografen vom Gouden JaZichem Am Dummy vorbeichthoorn, der an diesem Teich Stellung bezog und ganze Serien schoss).

Zichem und wieder zurueck


Beim Voran auf das Blind sind die H. nach dem Aussteigen auf der gegenüberliegenden Uferzone nur ca. 15 m zu sehen, bevor sie über der Kuppe verschwinden. Hier gilt es den sichtbaren eingeschlagenen Weg zu beobachten und ggf. zu korrigieren. Der Rest ist das selbständige Arbeiten des Hundes, das durch hohen Bewuchs mit Brennesseln erschwert wird. Eingreifen und Einweisen sind jetzt nicht mehr möglich. Nach langer Suche will ich meinen Hund zurückpfeifen und ihn neu ausrichten. Er kommt auch sofort - mit dem Dummy im Fang.

Mit meiner geringen Erfahrung in der Open stelle ich immer mehr fest, dass Aufgaben gestellt werden, bei denen man den Hund nicht immer bei seiner Aufgabe sieht und nicht korrigierend eingreifen kann. Ich halte das für angemessen und wichtig, weil das selbständige Arbeiten ein wichtiges Moment in der jagdlicher Retrieverarbeit ist. Auf die Hitzewallungen, die sich beim HF einstellen, wenn der H. nach einer gefühlten Viertelstunde nicht kommt, soll nicht näher eingegangen werden ;-).

 

Aufgabe 3 Sarah Gadd und Mike Tallamy

Walkup mit 4 Hunden; jeder Hund hat eine Markierung und ein Blind zu arbeiten. Die Markierungen werden während des Walkups geworfen, die Blinds befinden sich jeweils an der oberen rechten/linken Ecke des Feldes. Während die Marks jeweils etwa in einer Entfernung von 20-25 m vor die Line fallen, sind die Blinds ca. 50 m entfernt.

Kurze Aufgabenbeschreibung, aber eine hammermäßige Übung ! Aus der Höhe eines Hundekopfes ist wg. des dichten und etwa hüfthohen Bewuchses nur der nächste Meter und der Himmel zu sehen. Die Bilder von Tanja Hülsken machen das deutlich.
 

Zichem Walk up Aufgabe 3 -2
                        Zichem Walk up Aufgabe 3    
                    Frederik und Jan mit Sara Gadd

 

Durch das Schicken über Kreuz steigt die Spannung zusätzlich an. Auch die Zeit für die Übung, ca. 20 min pro Gruppe, sind nicht wirklich spannungslösend ;-). Stressfaktor für die HF: Sie können ihre H. nur wenige Meter sehen, bevor sie hinter der Wand aus Pflanzen verschwinden. . Kurzum: Steadiness und großes Vertrauen in den HF sind gefragt. Je näher die Line auf ihrem Walkup dem Ende des Feldes kommt, umso größer ist die Gefahr, dass die letzte Markierung im Bereich der Blinds zu liegen kommt. Es ist einfach zu reagieren, wenn man den Hund sieht, aber ohne Sichtkontakt !?

Für unsere aktuelle Trainingsarbeit mit Athos war diese Aufgabe die ultimative Herausforderung: eine lange Wartezeit unter den gegebenen Umständen und viel Handling durch die HF, mehrmaliges Schießen. Besser konnte die Abfrage der Steadiness nicht sein.

Ich bin schon mächtig stolz auf meinen Teampartner, wie souverän er das weggesteckt hat ! Der perfekte Apport des abschließenden Blinds – er hat mir die Beobachtung seines Weges erleichtert, weil er sich springend und in kerzengerader Linie seinem Ziel näherte – war das Sahnehäubchen auf diese Übung.

Jetzt nur noch die Aufgabe 4 bei Fons Exelmans

Das Gespann steht auf einer flachen Wiese. In ca. 50 m auf 13 Uhr fällt eine Markierung und direkt anschließend auf 11 Uhr eine zweite Markierung. Das erste Mark fällt auf das diesseitige Ufer, das zweite auf das jenseitige. Der Bach ist vom Standort des Gespanns nicht zu sehen. An der Stelle, an der die H. ihn überqueren müssen, ist er nach Aussage von Fons ca. 20 m breit. Die erste Markierung soll auch als erstes geholt werden.

Wichtig beim Ablauf ist die korrekte Ausrichtung des Hundes/HF (!) auf die jeweilige Markierung, damit für den H. klar ersichtlich ist, welches Mark geholt werden soll. Erschwert wird die Übung dadurch, dass das erste Mark an den Rand des Baches fällt; der Hund darf also keinesfalls außer Sicht geraten, sonst nimmt das Handling kein Ende. Lieber ein Stoppfiff im Fallgebiet des 1.Marks als mehrmalige Korrekturen.

Ich hatte den Eindruck, dass mein STOPP unnötig war, weil Athos sich dem Dummy auf gerader Linie näherte und habe das Fons gegenüber auch so geäußert. Er meinte, dass der Pfiff korrekt war, weil der H. sonst hinterm Abhang zum Wasser verschwunden wäre und quittierte den (überflüssigen ? ) Pfiff mit einem moderaten Punktabzug.

 

Der WT von Zichem gilt allgemein hinsichtlich Aufgabenstellung und Gelände als sehr anspruchsvoll. Teilnehmer früherer Jahre heben das immer wieder hervor. Als Teilnehmer 2008 kann ich das nur bestätigen und 2009, haben die Organisatoren und Richter wohl noch eine Schippe draufgelegt.

Organisation und die internationalen Richter (Belgien, Frankreich, England, Finnland) bildeten einen würdigen Rahmen zum 25-jährigen Jubiläum dieses renommierten Vereins.

 

Zichem Sieger 1-3

1.Sieger: Frederik Schulz (rechts)
    2.Sieger (n.St.): Günther Kohler (Mitte)
3. Sieger (n.St.):Kurt Becker (links)

Zichem Entspannung

Geschafft !