WT Rothaarsteig

Im letzten Jahr beim Rothaarsteig flogen wir mit einer Nullrunde in der F-Klasse raus. Neues Jahr – neue Klasse - neuer Versuch. In der Nacht vom Freitag auf den Samstag goss es in Strömen und das schlechte Wetter sollte uns den ganzen Tag begleiten.

Wir starteten nicht mehr im Gelände der letzten Jahre, sondern an den bewaldeten Rändern des Flugplatzes. Um es vorweg zu nehmen: Für die Starter war es ebenso interessant wie im Vorjahr.

Unsere 1.Aufgabe war Station 5: Annette Bürse-Hanning (Mark und Blind)
Auf einer Wiese im Wald mit einer langen Baumreihe steht das Team mit Blick auf einen Hochsitz auf 12 Uhr. Die Baumreihe verdeckt den Blick auf den Werfer/Schützen, der links auf 11 Uhr steht und ein Dummy über die Baumreihe in Richtung Hochsitz wirft; Entfernung ca. 80 m. Das erste Drittel der Flugbahn ist nicht zu sehen, der restliche Flug schon und auch der Fallbereich im tiefen Gras.
Nach der Freigabe läuft Athos in gerader Linie auf das Mark zu und bleibt auch im Kreis von 1m an der Fallstelle, bis er findet. Nach erfolgtem Apport wird der Bereich des Blinds bezeichnet: auf 2 Uhr im Bereich einer Fichtenreihe (Länge ca. 20 m). Auch hier geht Athos korrekt nach der Hand und nach STOPP und SUCHEN-Pfiff kommt er gleich zum Stück. Ein guter Anfang, bei dem es keinen oder nur geringen Punkteabzug geben sollte.

Im weiteren Verlauf sollten wir die Stationen im Uhrzeigersinn arbeiten.

Station 4: Ronald Pfaff (1 Doppelmarkierung und 1 Mark)
Das Team stellt sich am Rand der Flugplatzwiese in einem Wäldchen auf und schaut in Richtung 12 Uhr. Dort befinden sich Schütze und Werfer. Eine Markierung fällt in ca. 25 m rechtwinkling (vom Team aus gesehen) nach links und eine Markierung wird nach hinten in Richtung 12 Uhr geworfen; Entfernung ca. 30-40 m. Nach Freigabe holt der Hund ein Dummy nach Wahl. Bei erfolgtem Apport dreht sich das Team in Richtung 3 Uhr mit Blick auf eine Zweiergruppe mit Werfer und Schütze. Nachdem dieses Dummy gearbeitet wird, soll anschließend auf das 2. Dummy der Doppelmarkierung geschickt werden.
Athos holt nach der Freigabe die lange Markierung recht zügig. Beim Hereinkommen drehe ich mich in Richtung der Gruppe auf der Wiese und schicke ihn nach der Freigabe. In einem Bogen holt er sich Wind und apportiert. Beim anschließenden Schicken auf das 2.Blind läuft er zu tief und will zur alten Fallstelle. Ich stoppe ihn, schon weil er mittlerweile außer Sicht und im falschen Gebiet ist und hole ihn in den Sichtbereich zurück. Dann schicke ich ihn ins Suchengebiet und er findet das Memory. Schlechtes Handling attestiert mir der Richter und die Richteranwärterin. „Wenn der Hund ein Mark nicht direkt findet, sind die Punkte eh weg und dann ist sofortiges Handling gefragt !“ lautet die Position einer Richterin, deren Urteil ich mehr schätze.

Station 1: Gaby Kühlem ( Doppelmarkierung, Einzelmarkierung)

Einige Meter vom Wegrand im Wald steht das Team mit Blick auf einen querliegenden Baum in ca. 20m Entfernung. Hinter dem Baum in ca. 40 m stehen Werfer und Schütze. Das 1.Mark wird in Richtung des Teams geworfen, kurz hinter den Baum (aus der Sicht des Teams); das andere Mark wird in Verlängerung der Gruppe ca. 20 m nach hinten geworfen.
Nach der Freigabe soll ein Dummy gearbeitet werden; die Reihenfolge ist egal. Athos apportiert das zuletzt geworfene punktgenau. Nach dem Einparken drehen wir uns auf 11 Uhr. Dort fällt ein Mark in ca. 30 m Entfernung in dichten Bewuchs. Die Richterin fragt, welches Mark geholt werden soll. Athos hat gut markiert und ich entscheide mich für das gerade geworfene Mark. Auch hier landet er punktgenau. Beim Hereinkommen drehe ich mich wieder auf 12 Uhr und schicke ihn ohne Handzeichen auf das Memory aus der Doppelmarkierung. Ein Sprung über den Baum und sofortiger Apport.
Die Helfer spenden ob der gelungenen Leistung spontan Beifall und auch Gaby attestiert uns eine fehlerfreie Arbeit.

Station 2: Viggo Berger (Mark und Blind)

Am Rande eines Wäldchens steht das Team mit Blick auf einen Werfer/Schützen, der eine Markierung in mannshohes Gras mit Büschen wirft in einer Entfernung von ca. 50-60 m. Zuvor soll aber ein Blind in ca. 40 m gearbeitet werden, das in Richtung 3 Uhr liegt.
Nach dem Mark drehe ich Athos in die angegebene Richtung und schicke ihn auf einen vorher bezeichneten Baum. Mit einem STOPP und SUCHEN-Pfiff kommt er sofort zum Erfolg. Beim Hereinkommen richte ich ihn in Richtung der Fallstelle aus und schicke ihn ohne Handzeichen, sobald der Kopf in die richtige Richtung zeigt. Er geht zu tief und ich lasse ihn entgegen meiner Vorstellung arbeiten. Warum ?Viggo gibt schon mal einen wohlmeinenden Klaps auf die Hand, wenn sie bei einer Markierung die Pfeife zu Hilfe nehmen wollen. Einweisen bei einer Markierung ist ein Tabu. Bei allen Dänen ? Keine Ahnung ! Aber bei Viggo. Nach langem Suchen in zu großer Tiefe, schaue ich nach dem Baumstumpf, auf dem der Richter steht. Er versteht meinen Blick und gibt mir die Möglichkeit  meinen Hund jetzt besser zu sehen. Ein Zurückholen in das Fallgebiet führt schnell zum Erfolg.
Die 15 Punkte, die wir für diese „Leistung“ bekamen, waren vollkommen korrekt, weil es Hunde gab, die punktgenau bzw. sehr viel schneller zum Stück kamen. Außerdem hat er vorher die Devise ausgegeben, den Hund selbständig suchen zu lassen. Nach diesem eigenen Versuchen war er auch dann bereit, dass ich dem Hund Hilfestellung gegeben habe. Auf jeden Fall lobte er ausdrücklich die Arbeitsweise des Hundes und das Handling.

 

Station 3: Stephan Steidl (Standtreiben mit 3 Hunden; je ein Dummy aus dem Treiben und ein Blind)

3 Hunde stehen kurz vor einer Böschung, die in den Wald führt; Entfernung ca. 15 m; Höhe der Böschung etwa 2m. Das Treiben zieht sich von ca. 10 Uhr bis 12 Uhr. Treiber und Schützen sind nicht zu sehen. Auf 1 Uhr (!) steht ein markierter Baum, in dessen Bereich (nach Aussage des Richters maximal 5 m) die Blinds liegen. Die Blinds sind mit einem Bändchen gekennzeichnet !
Der Hund mit der kleinsten Startnummer steht links und muss ins Suchengebiet. Da dort genügend Dummies liegen, kommt er auch schnell zum Erfolg. In der Mittelstellung muss ich Athos auf das Blind schräg nach oben zum Baum schicken. Ich „nagele“ ihn dort fest (Hagen, vielen Dank für den Tipp !) und gebe ihm den SUCHEN-Pfiff. Er findet sofort und apportiert. Der 3.Starter rechts schickt wieder in die Suche und so fort.
Die HFs, die in der Hoffnung auf den richtigen Wind, die Hunde nicht gestoppt haben, liefen Gefahr, dass diese Hunde in den Bereich der Suche kamen und mit dem falschen Dummy auftauchten.
Athos sollte jetzt in die Suche geschickt werden. Er geht in gerader Linie nach meiner Hand. Wie bei einem Tischtennisspiel geht mein Kopf von 12 auf 1 Uhr und wieder zurück, immer gegenwärtig, dass ich ihn vom falschen Dummy abpfeifen kann. Nach einer gefühlten Viertelstunde, nur das gelegentliche Knacken von Ästen auf 10 Uhr ist zu hören, kommt er völlig unerwartet 30m entfernt links die Böschung herunter, die an dieser Stelle besonders dicht bewachsen ist und kämpft sich durch das Dickicht.
Eine sehr selektive Aufgabe, die durch den zu geringen Abstand zwischen Ende des Treibens und Anfang des Blind-Bereiches zusätzlich an Brisanz gewann. Erschwerend kam hinzu, dass die Hunde nur die ersten 15 m zu sehen waren.

Alles in allem war ich mit Athos‘ Leistung zufrieden und legte ihn im Auto ab. Schließlich wurde ich zum Stechen gerufen. Ich warf Athos einige Dummies, damit er wieder aktiv wurde.

Stechen !

Anja Grimm musste wg. der niedrigeren Startnummer beginnen und ihr Flat arbeitete das Mark ausgezeichnet. Als ich zum Richter kam, bekam ich die Anweisung, meinen Hund zu schicken „sobald das Dummy die Erde berührt“. Meine Frage „Ohne Freigabe ?“ wurde bestätigt.
Am Ende eines Trainings bekommt Athos schon mal solche Happy-Marks, bei denen er sofort oder nach kurzem Innehalten starten darf. Wie vom Katapult geschossen, lief er punktgenau in die Richtung des Marks und nahm auf. Besser hätte das Stechen für uns nicht laufen können: Ein Spiel am Ende eines WT !

Für die Zuschauer, die dem Stechen zuschauten, sah sein Losstürmen wie ein Einspringen aus. Diese Ansicht machte auch schnell die Runde.
Mit diesen Zeilen sollte die Klarheit hergestellt sein ;-)

Bleibt mir nur noch einen herzlichen Glückwunsch an Danielle Weyerer zu schicken (ein Küsschen hat sie schon bekommen ;-) . 97 Punkte sind eine  grandiose Leistung ! Gratulation auch an die Vorjahressiegerin Sibylle Wasmuth, die den 2.Platz erreichte.

 

Resumé

Im Gegensatz zu der Leistung beim WT im Saarland war ich am Rothaarsteig mit Athos‘ Leistung zufrieden, weil er die Balance zwischen Befolgen von Anweisungen und selbständigem Arbeiten gezeigt hat. Auch zeigte er wiederum die nötige Ruhe, um aufmerksam zu sein. Das zeigte er besonders bei den Marks. Dass er bei der langen Wartezeit im Standtreiben die nötige Ruhe bewahrte, freut mich besonders.

Bei den bisherigen WTs, an denen ich teilgenommen habe, war es immer Usus nach einem Mark den Hund zuerst auf ein Blind zu schicken. Im Training ist dies auch eine durchaus übliche Prozedur. Wenn ich aber die Fähigkeit eines Hundes ein Mark zu arbeiten bewerten will, sollte ich ihm auch ein Mark geben ! Zumindest sollte einmal bei einem WT eine solche Aufgabe gestellt werden. Bei diesem WT war dies sogar 3x der Fall.

Schade, dass dieser WT im nächsten Jahr nicht im Veranstaltungskalender erscheint, weil die BZG die NCT ausrichtet. Freuen wir uns also auf eine Neuauflage 2011.