Wo Sissi um die Ecke kommt …
Eindrücke vom Tyrolean Cup 2011 in Seefeld/Tirol

Waldemar Allmeier, mein liebenswerter Retrieverkollege aus Österreich, besucht gerne auch die Workingtest-Szene in Deutschland und wir haben schon einige sportliche Begegnungen gehabt. Beim letzten Zusammentreffen beim Bavarian Lions Cup in diesem Jahr lud er mich zu einem WT in Österreich ein. Ein ungewöhnlicher WT, wie er mir sagte. Es sei sowohl ein Team- als auch ein Einzelwettbewerb, erklärte er und das besondere daran sei, dass die Teams ausgelost würden. Jeweils ein Gespann aus den Klassen L, M und S (was etwa unseren Klassen A, F und O entspricht) bilden ein Team. Ich war einigermaßen skeptisch: Mit Leuten, die ich nicht kenne in einem Team starten, dazu noch mit Anfängern und Fortgeschrittenen? Er versicherte mir, dass dies in den vergangenen Jahren immer eine spaßige Angelegenheit gewesen sei und auch das individuelle Abschneiden würde gewertet werden. Stattfinden sollte das Ereignis in Seefeld auf der Wildmoosalm in Tirol. Ich wusste aus den Erzählungen vom IWT in Österreich 2008, dass wir dort ein retrievergerechtes Gelände mit hohen Holzzäunen vorfinden würden. Also versprach ich Waldemar auf dem Rückweg von Ungarn in Seefeld einen Abstecher zu machen.
Am Donnerstag vor dem WT trafen wir in Wattens ein, in der Nähe von Innsbruck. Robert Kaserer, internationaler Richter, begeisterter Labradorführer und ein Mann der ersten Stunde in der österreichischen Retrieverszene, hatte zur Vorbereitung auf den Tyrolean Cup zum Training eingeladen. Ein 1,5 stündiger Walkup mit zahlreichen Retrieves war die beste Vorbereitung für die Steadiness der Hunde. Anschließend lud Robert die Trainingsgruppe in sein Haus in der Nachbarschaft der Trainingswiese ein. Käse, Rotwein und jede Menge Geschichten aus der Hundeszene. Dabei erfuhr ich, dass das Entstehen des Tyrolean Cups in seiner jetzigen Form aus dem Gedanken geboren wurde, die Anspannung und den Ehrgeiz zurückzuschrauben und dafür die Geselligkeit und Freude bei der Hundearbeit stärker zu betonen; auch, dass Anfänger eventuell von den Fortgeschrittenen vielleicht etwas lernen könnten.
Den nächsten Tag verbrachten wir bei Waldemar in Absam mit seiner gastfreundliche Frau Marlene. In den vergangenen Wochen hatten wir keinen Regen, am Freitag schüttete wie es aus Kübeln. Gottseidank, dachte ich mir, weil hohe Temperaturen weder mir noch Athos gut tun. Wir machten uns auf den Weg auf die Wildmoosalm und kamen bei Regen dort an. Der Almwirt erlaubte uns mit dem Wohnmobil auf seinem Gelände zu stehen und wir hatten die Alm fast für uns, weil durch den Regen kaum Wanderer oder Radfahrer unterwegs waren.
Am nächsten Morgen wurden wir vom umsichtigen Sonderleiter Werner Rudig begrüßt. Einige Bekannte aus Deutschland habe ich auch wieder gesehen. Es wurden die Startnummern gezogen und ich hatte, wie in der letzten Zeit des öfteren, Startnummer 1. Aus dem Topf der Fortgeschrittenen wurde Angelika Theuerkauf gezogen. Wenigstens sie kannte ich. Schließlich wurde uns noch Bernhard Schöpf aus Tirol zugelost. Unser Team war komplett: 2 Goldens und 1 Labrador. Ein kurzer Walkup, um die Hunde und uns aneinander zu gewöhnen und schon wurden wir zur ersten Aufgabe gerufen. Guy Matter sollte also der erste Prüfstein sein. Wir waren mit der Leistung unserer Hunde bei der ersten Aufgabe zufrieden und gingen zu den weiteren Stationen von Werner Haag und Herwig Deutinger. Am Mittag nach den ersten 3 Aufgaben zogen wir ein zufriedenes Resumé. Auch die 3 Aufgaben nach der Pause verliefen zu unserer Freude ohne Probleme. Die Hunde und wir hatten keinerlei Stress und es herrschte eine sehr angenehme Stimmung. Werner Rudig teilte uns am Ende des ersten Tages mit, dass am nächsten Morgen ein Zwischenergebnis veröffentlicht werden sollte. Ließen wir uns also überraschen. Wir hatten ein gutes Gefühl in unserer Gruppe; die Hunde waren eifrig und gehorsam und erledigten sehr ordentlich die gestellten Aufgaben, das Ergebnis war zweitrangig. Natürlich freuten wir uns mit Platz 6 aus dem ersten Tag gekommen zu sein, wenige Punkte hinter den vorderen Plätzen. Für die Einzelwertung zählt nur der erste Tag mit seinen 6 Aufgaben. Am nächsten Tag standen nur noch 3 Aufgaben auf dem Plan. Wir gingen die Sache sehr zuversichtlich an und schafften mit 59, 53, 59 Punkten für die letzten 3 Aufgaben noch einen schönen Schlussspurt. Angelika Theuerkauf aus unserem Team erreichte mit ihrer Hündin einen tollen 3. Platz in der Einzelwertung (114/120 Punkten)und als Zugabe noch ein Judges Choice. Bernhard Schöpf erreichte mit 103/120 P. ein „sehr gut“und verfehlte durch ein Missgeschick einen wahrscheinlichen Platz auf dem Stockerl. Und auch ich war mit Athos mehr als zufrieden (113/120 P.), zeigte er doch an beiden Tagen eine konstante Leistung auf hohem Niveau. Unser Abschneiden berechtigt nun zur Teilnahme am Finale in Österreich.
Bei der anschließenden Siegerehrung für die Teams hatten wir uns doch tatsächlich am 2. Tag noch gehörig gesteigert und landeten mit 2 Punkten Rückstand auf dem 2. Platz. Ein toller Erfolg für eine Gruppe, die noch nie gemeinsam gestartet war.
Alles in allem erlebten wir bei diesem Tyrolean Cup zwei unvergessliche Tage vor einer beeindruckenden Kulisse mit fairen Richtern und anspruchsvollen Aufgaben. Dagmar Löber hat viele Fotos geschossen, die einen guten Eindruck vermitteln von der gelösten Stimmung bei den Startern und der imposanten Kulisse (https://picasaweb.google.com/OERCWTJ/WTTyroleanCupSeefeld2011?authkey=Gv1sRgCOSh-OPv2820uAE# und https://picasaweb.google.com/OERCWTJ/BegruUngWTSeefeld2011?authkey=Gv1sRgCKfwhomUs7-nOw#)
Einer der Redner, die dem Ehepaar Rudig für die organisatorische Arbeit dankten, äußerte unter dem großen Beifall der Anwesenden, dass der Tyrolean Cup auf keinen Fall von der Terminliste der österreichischen WTs gestrichen werden darf.
Es wäre schön, wenn es in Deutschland eine ähnliche Veranstaltung geben könnte; man kann auch von seinen Nachbarn lernen.
Zu guter Letzt: Werner Rudig sitzt bereits an der Planung für 2012; der Termin wird voraussichtlich wieder am letzten Mai-Wochenende stattfinden und sei an dieser Stelle schon jetzt wärmstens empfohlen.