Taubertalcup 2010 oder

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile

Im letzten Jahr habe ich zu jedem WT, an dem wir teilgenommen haben, einen ausführlichen Bericht geschrieben; einen Rechenschaftsbericht sozusagen. War der Trainingsaufbau angemessen ? Sind wir zu früh in die Offene gegangen ? Haben H und HF die nötige stabile Psyche, um den erhöhten Anforderungen gerecht zu werden ? Sind die Kompetenzen von H und HF ausreichend ? und ähnliche Fragen. In diesem Jahr scheint mir das nicht mehr nötig, weil die Fehler bei Hund und HF erkannt und im Laufe der Saison auch aufgearbeitet wurden. Weitere Berichte scheinen sich da nur zu wiederholen. Warum ich jetzt doch über diesen WT schreiben will, hat einen einfachen Grund: Wind. Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass der Windzur Bewältigung einer Aufgabe in meinen Überlegungen nicht in dem Maße vorkam, wie es mir früher schon die erfahrenen HF ans Herz gelegt haben. Vielleicht ist es einfach zu viel, was auf einen HF in der Offenen alles einstürmt, angefangen von möglichen Verleitungen, schwierigem Gelände oder anderen Unwägbarkeiten. Die Einbeziehung des Windes kann aus einer „sehr guten“ Aufgabe eine „vorzügliche“ machen und alles Angestrengte sieht plötzlich leicht und spielerisch aus. 4x während dieses WTs konnte ich dieses unbeschreibliche Gefühl erleben, bei dem die Fähigkeit des Hundes mit der Planung seines HF übereinstimmen; z.B. bei der Aufgabe 2: Nach der Suche in einer Schlehenhecke mit dem Apportieren von mehreren Stücken auf der linken Seite sollte der Hund auf ein Memory geschickt werden, das in der Verlängerung der Hecke in einem Waldstück lag. Da die Hunde auf der linken Seite schon erfolgreich waren, bestand die Wahrscheinlichkeit, dass sie beim APPORT nach links in bekanntes Gebiet gehen wollten. Athos lief nach dem Kommando mit Nackenwind parallel zur Schlehenhecke ins Fallgebiet des Memorys. Im Bereich des Dummys hätte ich im letzten Jahr den H. gestoppt und den Suchenpfiff angeschlossen. Heuer verzichtete ich darauf. Er überlief die Stelle und bekam anschließend Wind vom Dummy, drehte sich um und pickte. Ein Kommando ! An dieser Stelle könnte man einwenden, dass es sich um ein Memory handelte, der H. also wusste, wo er zu suchen hatte. Stimmt natürlich auch.
Ein weiteres Beispiel: Aufgabe 3 bei Oliver Kiraly. Auf 3 Uhr fällt in ca. 100 m ein Schuss. Danach fällt mit Schuss eine Markierung aufs offene Feld auf 12 Uhr, ebenfalls ca. 100 m entfernt. Das beschossene Blind sollte zuerst geholt werden. Die Angabe des Richters war: Irgendwo im Bereich zwischen 2 Absperrbändern am Waldrand muss der H. einige Meter in den Wald. Ich richtete Athos also so aus, dass er in den Bereich des rechten Bandes kam; der Wind kam aus 11 Uhr. Er lief eine korrekte Linie und nahm den geplanten Eingang am rechten Band. Von links kam ihm das Dummy in die Nase; der Rest war ein Kinderspiel. Anschließend das gleiche Spiel beim Memory, was durch die Streifen von Schnee und braunem Ackerboden und dem Fehlen jeder Orientierungsmöglichkeit schwer zu memorieren war. Da zeigte Athos seine Fähigkeit diese Memories tatsächlich besser zu scannen als sein HF. Er lief also von rechts in den Wind und mir schien, dass er zu tief vorgestoßen war und von dort keinen Wind mehr bekommen konnte. Logischerweise musste mein STOPP kommen. Er blieb stehen, bückte sich und nahm auf.
Das vierte Erlebnis war bei Aufgabe 5: Das Gespann steht im Wald mit Blick auf eine Lichtung und einen dahinter liegenden Waldstreifen. In ein paar Metern innerhalb dieses Waldstreifens steht ein Hochsitz; unter diesem liegt das unbeschossene Blind. Beim Verlassen des 1. Waldstücks müssen die H. über viele Fallstellen aus früheren Aufgaben der F- und O-Hunde. Auf der Wiese sind auch alte Fallstellen aus diesen Übungen. Im Bereich des nächsten Waldstreifens gibt es ebenfalls alte Fallstellen. Entfernung bis zum Hochsitz ca. 80-90 m. Korrektes Ausrichten des Hundes auf das Ziel und VORAN. Auf gerader Linie geht er an der geplanten Stelle aus dem Wald über die Wiese und in das nächste Waldstück. Der Wind kommt dieses Mal von halbrechts und Athos tritt leicht links versetzt in den Wald. Kein STOPP, kein SUCHEN. Selbständiges Arbeiten und Finden. Dass er auf dem Rückweg nicht mehr wusste, wo sich der Richter und sein HF aufhielt, sei ihm verziehen ;-) Eine nette Geste, dass die anwesenden Zuschauer und Mitkonkurrenten dieser Leistung Beifall zollten.
Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn all die Einzelteile sich zusammenfügen und eine entsprechende Leistung dabei entsteht. Im Grunde genommen ist es das, was mich an diesem Sport so fasziniert. 

Hundemaske klein

    Die fortschreitende Assimilation...