Der vorerst letzte WT im Saarland

 

Meine erste Berührung mit Workingtests war 2006 im Saarland, noch ohne Hund, aber dafür mit einer Videocamera. Ich war von dieser Atmospäre sehr beeindruckt und fing an nach Goldenzüchtern zu recherchieren.

In diesem Jahr habe ich sofort nach Eröffnung im Internet gemeldet und glücklicherweise bekamen wir auch einen Startplatz.
Anreise bereits am Freitag , entspanntes Warten auf die Einschreibung am Samstag. Bereits bei der Einschreibung kursierten Infos, nachdem die Aufgaben nicht wie gewohnt im Wald stattfinden sollten, sondern auf die Wiesen verlegt werden. Schwerpunkt der Trainingsarbeit in der letzten Woche war Wald ;-)  Anyway! Also Wiesengelände.

Unsere Gruppe begann bei Aufgabe 4 (Harry Brünet): 2 Marks 
Rainer Scesny als Richteranwärter übernahm die Einweisung in die Aufgabe. Eine vertraute Situation, hatten wir doch in den Anfängen der Ausbildung einige Trainingseinheiten bei ihm.
Das Team steht auf dem oberen Teil eines Hügels. In 170 m Entfernung (mit dem Entfernungsmesser überprüft) zieht sich ein ca. 30 m breites und wenige Meter tiefes Maisfeld von links nach rechts über die Wiese. Am vorderen Rande des Maisfeldes stehen Werfer und Schütze. Eine Markierung fällt nach rechts an den Rand des Maisfeldes. Der Hund wird auf dieses Mark geschickt. Im letzten Drittel seines Weg zu diesem Dummy  fällt ein zweites Mark nach links auf die Wiese.
Athos steuert also dieses erste Mark nach der Freigabe an und ich bin zuversichtlich, weil er einmal genau in die richtige Richtung läuft und zum anderen mit einer deutlichen Kopfdrehung beim Schuss registriert, wohin das 2.Dummy fällt. Danach beginnt allerdings der unschöne Teil. Rechtzeitig vor dem Maisfeld stoppe ich meinen Hund. Er kümmert sich nicht um den STOPP und verschwindet im Mais. Es bedurfte mehrerer KOMM-Pfiffe, um ihn da wieder herauszuholen. Er kommt aus dem Feld, Einweisen nach rechts. Er geht einige Schritte in die angewiesene Richtung und verschwindet wieder im Mais, um ihn zum zweiten Mal zu durchsuchen. Gleiches Spiel: KOMM-Pfiffe ignoriert. Schließlich taucht er in der Nähe des 2.Dummies auf. Endlich reagiert er auf den STOPP , lässt das „falsche“ Dummy liegen und geht wieder nach rechts und wieder in den Mais. Dieses Mal aber, um ihn nach rechts zu verlassen. Damit ist er im Bereich des ersten Dummys. Nach zwei weiteren KOMM-Pfiffen erscheint er endlich am Rand des von oben nicht einsehbaren Randes der Böschung mit Dummy im Fang. Wenn er da wieder ohne Erfolg  aufgetaucht wäre, hätte ich ihn selbst aus dem Wettbewerb genommen. Eine wahrlich desolate Vorstellung. Der Vollständigkeit halber erwähne ich, dass er das zweite Dummy punktgenau markiert hatte.
Meine Annahme, dass der Richter die zwei Retrieves getrennt sieht, erwies sich später nach der Punkteliste als irrig. Mein Gedanke: Für den rechten Retrieve gibt es einen „ Gnadenpunkt“, für den linken Retrieve eine glatte 10; ergo 11 Punkte. Tatsächlich waren es 8 Punkte, weil der Gesamteindruck zählt und der war in der Tat desolat. Kein Gehorsam wg. der großen Entfernung und daraus resultierend keine ordentliche Teamarbeit.
Für die weitere Trainingsarbeit liegt der Schwerpunkt auf der „Verschiebung des Gehorsams nach hinten“; soll heißen: Der STOPP soll bei 150-200m so zuverlässig funktionieren, wie bei 80m.

 

Aufgabe 5 (Anja Helber): Walkup, ein Blind und ein Mark pro Hund

Zwei Teams stehen auf einem Hügel und gehen einen Walkup während eines Treibens auf der gegenüberliegenden Seite in einem farn- und baumbewachsenen Windstreifen. Entfernung ca. 80m. Nach ca. 10-15 m bleibt die Gruppe stehen und es fallen 2 Markierungen vor den Windstreifen nach links an einen Busch und nach rechts ins Totholz. Beide Marks sind gut zu sehen, ebenso die Fallstelle. Der Bereich, in dem die Blinds liegen ist durch 2 weiße Tücher begrenzt, die etwa 20 m auseinanderliegen. Es beginnt der rechte Hund, anschließend arbeitet der linke Hund; danach arbeitet entweder der rechte oder der linke Hund das rechte oder das linke Mark.
Athos arbeitet das Blind nicht ganz korrekt, weil er die gezeigte Linie ein wenig nach rechts verlässt. Ein kurzes Einweisen nach links regelt aber die Ungenauigkeit und er kommt zum Stück. Das Mark im Totholz hat er punktgenau.
Der zweite Hund in der Gruppe (Barkley mit Danielle Weyerer) arbeitet beide Retrieves perfekt mit 20 Punkten; wg. der Ungenauigkeit sind die 18 Punkte für Athos gerechtfertigt.

Aufgabe 2 (Martin Kuse): Walkup, 1 Blind, eine Markierung, Verleitungen

Iris Renner als Richteranwärterin übernahm hier die Einweisung.
In einer Entfernung von ca. 80 m am Rande einer Wiese gehen Werfer und Schütze von links nach rechts. Am rechten Rand der Wiese werfen sie ein Mark nach links an eine Birke (11.30 Uhr !!), die am Waldrand steht. Dies geschieht, während sich das Team ca. 10-15 m nach vorne bewegt. Danach erfolgt die zweite Anweisung: Am Waldrand auf 12 Uhr ist eine Gruppe von Kiefern, hinter der ein Blind liegt. Als zusätzliche Info sollte der Hund nicht in den Graben, der links die Wiese begrenzte. Die Reihenfolge der Retrieves: zuerst das Blind, dann das Mark.
Durch die verschiedenen Nullrunden – bedingt durch Verleitdummies im Graben oder falsche Reihenfolge der Retrieves), die ich vorher beobachtete, war für mich klar, wie ich meinen Hund  schicken wollte: Links im Graben die verschiedenen Verleitdummies vermeiden und wg. des sehr engen Winkels zwischen Mark und Blind frühzeitig und damit eindeutig auf das richtige Dummy einweisen.
Nachdem der Hund auf das Blind geschickt wurde, habe ich ihn auf seinem richtigen Weg in der Mitte der Wiese gestoppt und halbrechts auf das Blind eingewiesen. Er driftete zu weit nach rechts ab, musste aus dem Wald geholt und nach links eingewiesen werden. Nach erfolgtem Apport schickte ich ihn wieder an den Waldrand; STOPP und Einweisen nach links zur Birke mit erfolgreichem Apport.
Durch die trickreiche (?) Aufgabenstellung ist im Grunde vorgegeben, dass der Hund gehandelt werden muss, will man keine Überraschungen erleben. Die Meinung des Richters nach den beiden Retrieves, dass der Hund wohl auch ohne meine Zutun an die Stücke gekommen wäre, ist im Nachhinein nicht zu widerlegen, aber eben auch nicht das Gegenteil. Ist nicht in der Offenen Teamarbeit gefragt ? Dieses Handling wurde mit 7 Punkten Abzug „bestraft“.
Bei dieser Aufgabe gab es die meisten Nullrunden und keine 20 ! Nach einer verpatzten Aufgabe überlege ich mir als HF immer, wie ich denn künftig Fehler vermeiden kann, damit die Aufgabe klarer und für den Hund eindeutig ist. Vielleicht machen das Richter auch ?

Aufgabe 1 (Thomas Kühn): Walkup, 1 Blind, eine Markierung

Nach einem kurzen Walkup fällt ein Schuss und eine Markierung in den aufsteigenden Teil einer Böschung jenseits eines Grabens in ca. 80 m Entfernung. Nach der Freigabe soll aber zuerst ein Blind gearbeitet werden, das im Bereich des Grabens liegt.
Athos geht in fast korrekter Linie nach meinem Arm und überspringt den Graben. Ich hole ihn etwas zurück und gebe den SUCHEN-Pfiff. Die elegantere und schnellere Variante wäre gewesen ihn kurz vor dem Graben zu halten, also einen zeitigeren STOPP zu geben. Das anschließende Memory hatte er besser „auf dem Schirm“ als ich. Hier wäre mehr Zurückhaltung meinerseits eindeutig die bessere Wahl gewesen. 
18 Punkte gab es für den besten Hund bei dieser Aufgabe; so gesehen konnte ich mit 16 Punkten durchaus zufrieden sein; obwohl ich gestehen muss, dass die fehlenden Punkte zum großen Teil auf mein Konto gehen.

Aufgabe 3 (Karel van Loo): Walkup, 1 Blind, eine Markierung

Das Team steht auf einer Wiese. Auf 12 Uhr fällt ein Schuss mit einem Mark in ca. 80 m Entfernung. Auf dem Weg zum Mark muss zuerst ein Blind auf der halben Strecke auf 2 Uhr im Bereich einer Birke am Rand der Wiese gearbeitet werden.
Athos lässt sich in dieser Entfernung sehr zuverlässig stoppen und kommt schnell zum Blind. Beim anschließenden Mark ist er zu kurz und erhält von mir die notwendige Hilfe, die letztlich zum moderaten Punktabzug führte.

 

Bei der anschließenden Siegerehrung gab es bewegende Momente, als Larry Bartmann unter Tränen verkündete, dass der aktuelle Saarland-WT wohl bis auf weiteres der letzte gewesen sei. Die stehenden Ovationen der Anwesenden ob der Leistung von Larry waren ein herzliches Dankeschön für sein Engagement beim Zustandekommen dieser Veranstaltung in den Jahren zuvor. Querelen mit einem Teil der Jagdpächter gaben schließlich den Ausschlag für die Entscheidung aufzuhören.

Am nächsten Tag hatte ich das Missvergnügen ein besonders unangenehmes Exemplar der Gattung Jagdpächter live erleben zu müssen.

 Insgesamt erreichten wir einen 4.Platz, auf den wir aber nicht stolz sein können, wg. des unrühmlichen Verhaltens bei der Aufgabe 4. Wir wissen jetzt, was im Winter zu tun sein wird.

Resumé

Der Saarland-WT mit seinem vielfältigen Gelände und die freundliche Atmosphäre, die das Orga-Team und die Helfer verbreiteten, fanden über die Jahre viel Zuspruch bei den Startern und es ist sehr bedauerlich, dass er aus dem Veranstaltungskalender vorerst gestrichen ist. Man kann nur hoffen, dass sich die Organisatoren und die Jagdpächter nach einer nötigen Auszeit an einen Tisch setzen und bestehende Konflikte ausräumen können und einen Neuanfang möglich machen. Es wäre sehr schade, wenn mit dem diesjährigen WT diese traditionsreiche Veranstaltung ihr Ende gefunden hätte.