Der „Wilde Süden“ ist immer eine Reise wert !

Im letzten Jahr sind wir in der Anfänger-Klasse in Tannheim gestartet; es war unser zweiter WT und wir kamen damals ins Stechen um den 3.Platz. Mit den angenehmen Erinnerungen vom letzten Jahr habe ich Athos sofort nach Eröffnung im Internet bei dem WT angemeldet und wir bekamen auch einen Startplatz.

Am trüben Sonntag- wie ich hörte, war der angenehm im Vergleich zum Samstag- schrieb ich mich ein zu unserem 2.Start in der Offenen. Eine Holzscheibe mit der Startnummer „O 1“ wurde mir überreicht. Meine Frage, ob das auch die spätere Platzierung sei, wurde mir nicht beantwortet ;-) Startnummer 1 bedeutet: Ich kann niemand fragen, wie ich die Aufgabe angehen soll und wo die Fallen sind. Für einen Newcomer nicht unbedingt die beste Ausgangsposition. Andererseits: Ich muss mich auf mich verlassen und den Erklärungen des Richters noch genauer zuhören und mir meine eigenen Gedanken machen.  Unsere Gruppe war überschaubar und wir starteten ins Gelände. Die 1.Aufgabe war bei Malcolm Stringer, ein Richter, der mit seiner Frau Lynn öfters auf dem Kontinent eingeladen ist und der – wie ich finde -  immer retrievergerechte und anspruchsvolle Aufgaben stellt. Er hat auch eine sehr sympathische Art im Umgang mit den Hunden und ihren Führern, was eine sehr angenehme Atmosphäre schafft. Da wir alle einen solchen WT als eine angenehme und lustbetonte Freizeitbeschäftigung sehen (sollten), ist das neben anderen Faktoren eine wünschenswerte Begleitung.

Beschreibung der Aufgaben

Ich beschreibe die Aufgabe in der Reihenfolge, wie sie von unserer Gruppe durchlaufen werden mussten.

 

Aufgabe 1 (Malcom Stringer)

An einem leichten Abhang stellt sich das Gespann auf, Blickrichtung talwärts. An der tiefsten Stelle schlängelt sich ein Bach, der wg. des Tauwetters viel Wasser führte und stetig anschwoll. Im Verlauf des Tages sollte dies noch eine Rolle spielen. Auf 12 Uhr steht ein Werfer, der eine beschossene Markierung auf den dem Startplatz gegenüberliegenden Hang wirft. Ca. 50 m links von diesem Werfer ist ein Suchengebiet, das ca. 30x30 m misst. Auf 10 Uhr steht ein Schütze, der 2 Blinds beschießt. Malcolm beschreibt eine markante Stelle, die etwa mittig in diesem Suchengebiet liegt. Zuerst sollen die Blinds, danach die Markierung geholt werden. Bei den drei Retrieves muss der Hund den beschriebenen Bach überqueren, der an bestimmten Stellen mit dem nötigen Schwung übersprungen werden kann. Folgen die Hunde der Armrichtung beim Voranschicken genau, mussten sie z.T. den Bach schwimmend überqueren. Die Entfernung zu den Blinds beträgt etwa 80-100 m, die Markierung dürfte bei ca. 80 m gelandet sein.

Eine machbare Aufgabe, deren Schwierigkeit darin bestand, den Hund auf einer möglichst geraden Linie über den Bach zu schicken; Revieren am Ufer wirkte sich punktmindernd aus. Zusätzlich mussten die H. ihre Selbständigkeit und Nasenarbeit zeigen, da nur das Gebiet bekannt war, in dem die Blinds lagen.

Mit einem guten Gefühl ging es an die 2. Aufgabe bei Lynn Stringer.

Aufgabe 2 (Lynn Stringer)

Das Gespann steht am Rand eines Wäldchens. Auf 3 Uhr steht eine Schütze, der auch eine Markierung in Richtung 12 Uhr ins Unterholz wirft. Entfernung ca. 30 m. Nach dem dreifachen (!) Schuss erfolgte auf 9 Uhr ein weiterer Schuss mit einer Markierung auf ein Schneefeld oberhalb eines ca. 2 m ansteigenden Hanges. Entfernung zu dieser Markierung ca. 50 m. Die linke Markierung sollte zuerst gearbeitet werden, danach folgt die Markierung auf 12 Uhr. Während der Rückkehr des Hundes von dieser Markierung wird ein 2. Dummy ins gleiche Fallgebiet geworfen und der Hund abermals geschickt. Nach diesem Retrieve wird der Vorgang noch einmal wiederholt. Insgesamt sind also 4 Retrieves zu arbeiten.

Die Aufgabe war insofern nicht schwierig, als die Entfernungen gering waren. Vielleicht lag die Erschwernis darin, den Hund 3x ins gleiche Suchengebiet zu schicken, das er eigentlich als „abgesucht“ angesehen hat.

Anschließend wurde von den Teilnehmern kolportiert, dass wohl auch ein Verleitdummy in der Nähe des linken Schützen gelegen haben soll…

 

 

Aufgabe 3 (Werner Haag)

4 Hunde (1 H. aus der Gruppe war verletzungsbedingt ausgefallen) warten in der Line , während ein heftiges Standtreiben abläuft, bei dem viel geschossen wird und Dummies fliegen, die aber alle wieder eingesammelt werden. Nach diesem Standtreiben verlassen die anderen Hunde den Platz und ein H. bleibt. Die Treiber werfen eine Markierung in das Unterholz auf 12 Uhr in ca. 25-30 m Entfernung; die Flugbahn ist zu sehen. Danach soll der Hund ein Blind aus ca. 80-100 m Entfernung holen; die letzten 20 m ist der H. nicht mehr zu sehen. Der Richter bezeichnet genau das Suchengebiet.

Soweit so gut ! Aus verschiedenen Gründen möchte ich diese Aufgabe ausführlicher beschreiben, weil sie für unsere Teamentwicklung wichtig ist und ein Prüfstein für Athos‘ Steadiness. Weder bei diesem Treiben, noch bei einer anderen Übung habe ich irgendeine Lautäußerungen von ihm gehört. Nicht in der Vorbereitung auf oder in der Übung. Bei einem so jungen Hund ist es unbedingt nötig, ihn keinen übermäßigen Stressfaktoren auszusetzen. Sein Verhalten und seine Körpersprache den ganzen Tag über zeigte mir, dass er mit den Anforderungen gut umgehen konnte. Das stimmt mich sehr positiv für die weitere Entwicklung.

Das Tableau zeigt bei dieser Übung die Ausfälle; die Ursache waren unterschiedlich: Fiepen in der Line, das Nicht-Annehmen von Kommandos im unübersichtlichen Gelände, die Entfernung zum Blind. Athos nahm mein Voran sehr gut an und lief trotz des Geländes eine gerade Linie. Mein Fehler war, ihn zu früh zum Suchen geschickt zu haben, weil ich mich in der Tiefe verschätzt hatte. Nachdem er erfolglos das Gelände untersucht hatte und aus dem Suchengebiet ausbrechen wollte, kam von mir ein weiterer Befehl und so fort. Nach mehreren Versuchen fragte ich Werner, wie viel Chancen er mir gibt. Ich bin ein geduldiger Mensch, meinte er und so lange mein Hund meine Anweisungen befolgt, kann er warten. Wir wollten das Angebot nicht über Gebühr beanspruchen und ich schickte Athos noch einmal ca. 20 m tiefer ins Gelände mit einem weiteren Suchenpfiff. Meine Freude war entsprechend als ich ihn aus dem Büschen – dieses Mal mit Dummy ! – kommen sah. Ich bin Werner sehr dankbar für seine Geduld bei dieser Aufgabe. Für unser Zusammenwachsen als Team war diese Übung deshalb so wichtig, weil Athos mir vertraut hat, dass da wohl wirklich ein Dummy liegt, er das Vertrauen zu sich nicht verlor und Werner uns die Zeit gab das Ding auch nach Hause zu bringen. Ein Abbruch in dieser Phase wäre wahrlich nicht förderlich für das Vertrauensverhältnis zwischen H und HF gewesen. Vielen Dank, Werner ! Die Punkte haben mich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht interessiert.

Nach dieser Aufgabe ging es in die Mittagspause und wir erfuhren aus der anderen Gruppe, dass nur noch 8 Hunde im Rennen sind.

Nach ca. 1 Stunde ging es in die 2.Runde. Den Anfang machte wieder Malcolm.

 

Aufgabe 4 (Malcolm Stringer)

Aufstellung war dieses Mal unterhalb des eingangs beschriebenen Hangs. Auf 12 Uhr war in ca. 80 m ein Werfer zu sehen, der nach einem Schuss einmal ein Dummy in Richtung 11 Uhr warf und einmal in Richtung 1 Uhr. Das rechte Dummy fiel in dicht bewachsenes und schwieriges Gelände jenseits eines Sturzbaches mit entsprechender Strömung. Wilder Süden 2009_0826.JPG

Zuerst musste aber ein Blind gearbeitet werden, das an der Biegung eines tiefergelegenen weiteren Baches in Richtung 9 Uhr lag. Die Entfernung dahin betrug ca. 90 m. Hinter der Biegung war der H. nicht mehr zu sehen. Wilder Süden 2009_0824.JPGDie Reihenfolge der Retrieves war: 1. Das Blind links, die Markierung halblinks und die Markierung rechts. Wilder Süden 2009_0825.JPG

Mit Voran, Stopp, Einweisen nach rechts, Suchen hatte Athos das Blind. Die halblinke Markierung hatte er punktgenau. Bei der rechten Markierung ging er seinen Weg ohne Zögern vor den Hindernissen, überquerte den Bach und suchte. Weil es eine Markierung war, ließ ich ihn gewähren. Dadurch kam er aber zu weit talabwärts. Der Geruch der Dummies aus den vorangegangenen Aufgaben der F-Klasse verleitete dazu. M. Renner machte mich anschließend auf diesen Fehler aufmerksam und im Rückblick hatte er wohl Recht mit seiner Bemerkung den Hund enger im Fallgebiet zu halten, zumal er ja geradewegs auf das Dummy zusteuerte, dann aber wieder die Stelle verließ.

 

Aufgabe 5 (Lynn Stringer)

Lynn hatte sich eine dreiteilige Aufgabe ausgedacht. Aufstellung war auf einer Wiese. Auf 9 Uhr war ein Schütze, der auch die Markierung in dichtes Unterholz warf; Entfernung ca. 70 m. In 11 Uhr war ein Blind hangaufwärts versteckt (Entfernung ca. 80 m) und auf 1 Uhr war eine einfache Markierung in ca. 70 m. Die Retrieves erfolgten in der Reihenfolge der Beschreibung.

 

Aufgabe 6 (Werner Haag)

Den Abschluss bildete die 2-fach Aufgabe mit einem Blind und einer Markierung. Aufstellung war in einem leichten Hang, Blickrichtung talwärts. Zuerst fiel die Markierung jenseits des Baches in ca. 80 m schräg in Richtung 10 Uhr; das Blind lag auch auf der anderen Seite des Baches in ca. 80 m Entfernung. Das Blind wurde zuerst gearbeitet und danach die Markierung.

Man konnte sehen, dass den Hunden trotz der Mittagspause die Frische fehlte (wen wundert‘s !). Die Überquerung des Baches –mittlerweile war er weiter angestiegen - wurde etwas zögerlicher angegangen als zu Beginn des Wettbewerbes.

Nach dem 17.Retrieve war es dann geschafft !

In der Summe betrachtet, waren die Aufgaben auf einem hohen Niveau ( was auch die Ausfallquote dokumentiert) und z.T. sehr ansprechend. Die Organisation, die relativ kleinen Starterfelder und die souveränen Richter haben den Wettbewerb auch in diesem Jahr wieder ausgezeichnet. Wie eingangs erwähnt: Der „Wilde Süden“ ist immer eine Reise wert ! Wilder Süden 2009_0840.JPG

                                                 (Wettkampfbüro)

Wilder Süden 2009_0838.JPG

(Lynn & Malcolm Stringer)

Wilder Süden 2009_0839.JPG(Werner Haag)